Saturday, February 14, 2015

01 Zueignung






Zueignung
Dedication
Ihr naht euch wieder, schwankende Gestalten,
Die früh sich einst dem trüben Blick gezeigt.
Versuch ich wohl, euch diesmal festzuhalten?
Fühl ich mein Herz noch jenem Wahn geneigt?
Ihr drängt euch zu! nun gut, so mögt ihr walten,
Wie ihr aus Dunst und Nebel um mich steigt;
Mein Busen fühlt sich jugendlich erschüttert
Vom Zauberhauch, der euren Zug umwittert.
Again ye come, ye hovering Forms! I find ye,
As early to my clouded sight ye shone!
Shall I attempt, this once, to seize and bind ye?
Still o'er my heart is that illusion thrown?
Ye crowd more near! Then, be the reign assigned ye,
And sway me from your misty, shadowy zone!
My bosom thrills, with youthful passion shaken,
From magic airs that round your march awaken.

Ihr bringt mit euch die Bilder froher Tage,
Und manche liebe Schatten steigen auf;
Gleich einer alten, halbverklungnen Sage
Kommt erste Lieb und Freundschaft mit herauf;
Der Schmerz wird neu, es wiederholt die Klage
Des Lebens labyrinthisch irren Lauf,
Und nennt die Guten, die, um schöne Stunden
Vom Glück getäuscht, vor mir hinweggeschwunden.
Of joyous days ye bring the blissful vision;
The dear, familiar phantoms rise again,
And, like an old and half-extinct tradition,
First Love returns, with Friendship in his train.
Renewed is Pain: with mournful repetition
Life tracks his devious, labyrinthine chain,
And names the Good, whose cheating fortune tore them
From happy hours, and left me to deplore them.

Sie hören nicht die folgenden Gesänge,
Die Seelen, denen ich die ersten sang;
Zerstoben ist das freundliche Gedränge,
Verklungen, ach! der erste Widerklang.
Mein Lied ertönt der unbekannten Menge,
Ihr Beifall selbst macht meinem Herzen bang,
Und was sich sonst an meinem Lied erfreuet,
Wenn es noch lebt, irrt in der Welt zerstreuet.
They hear no longer these succeeding measures,
The souls, to whom my earliest songs I sang:

Dispersed the friendly troop, with all its pleasures,
And still, alas! the echoes first that rang!
I bring the unknown multitude my treasures;
Their very plaudits give my heart a pang,
And those beside, whose joy my Song so flattered,
If still they live, wide through the world are scattered.
Und mich ergreift ein längst entwöhntes Sehnen
Nach jenem stillen, ernsten Geisterreich,
Es schwebet nun in unbestimmten Tönen
Mein lispelnd Lied, der Äolsharfe gleich,
Ein Schauer faßt mich, Träne folgt den Tränen,
Das strenge Herz, es fühlt sich mild und weich;
Was ich besitze, seh ich wie im Weiten,
Und was verschwand, wird mir zu Wirklichkeiten.
And grasps me now a long-unwonted yearning
For that serene and solemn Spirit-Land:
My song, to faint Aeolian murmurs turning,
Sways like a harp-string by the breezes fanned.
I thrill and tremble; tear on tear is burning,
And the stern heart is tenderly unmanned.
What I possess, I see far distant lying,
And what I lost, grows real and undying.
http://gutenberg.spiegel.de/buch/faust-eine-tragodie-3664/1
http://www.gutenberg.org/files/14591/14591-h/14591-h.htm










































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